... so sagen wohl die Einheimischen... ich kann nun nicht behaupten, dass sich das Wetter alle halbe Stunde geändert hat, dennoch ist die Kraft der Natur hier doch deutlich zu spüren... man befindet sich eben mitten im Atlantik. Tag zwei sollte laut Vorhersage sehr gut werden und so beschloss ich, die Sonnne zu nutzen und mit ihr auf den Berg zu fahren und meine erste und vor allem die längste Wanderung anzugehen. Sete Citades stand auf dem Plan. Hier gibt es zwei verschiedene Wanderungen, die angepriesen wurden und dann...tadaaaa, eine, die beide verband. Die mach ich natürlich, versteht sich von selbst. ;)
Aber erstmal ging es an meiner Unterkunft in Richtung Westen und allein auf dieser Strecke hätte ich 15 mal anhalten können, überall so schöne Aussichtspunkte (man könnte Sao Miguel auch umrunden und jeden der Miraduros mitnehmen, damit ist man sicher wochenlang beschäftigt). Es ging also die malerische Küstenstraße westwärts bis sich irgendwann ein Abzweig nach links auftat und es gut steil bergauf ging. Und da waren sie dann schon zu sehen....die Wolken. Es ist total erstaunlich wie hartnäckig sich diese an den Gipfeln halten. Man hat das Gefühl, sie sind dort festgebunden. Hinter dem ersten Gipfel eröffnete sich ein grandioser Blick ins Tal und auf die Kratergrade. Unfassbar, Wolken weg, das Bergmassiv und alles soooo grün. Wie es scheint, werde ich wohl dort oben wandern...Aufregung machte sich breit. Aber zuerst musste ich noch einmal ins Tal. Sete Citades ist ein kleiner gemütlicher Ort direkt an den beiden Seen Lagoa Azul und Lago Verde. Viel ist nicht dazu aber die Lage ist traumhaft und es gibt sogar einen Zeltplatz. Ob ich aber dort zelten möchte, wo es doch relativ luftfeucht war...nun ja. Zwischen den beiden Seen führt die Straße hinüber und dann abermals einen sehr steilen Berg hinauf. Selbst die normalste Straße windet sich in abenteuerlichen Serpentinen durch die steile Landschaft. Auffallend an dieser Straße war, dass sie gesäumt von blau blühenden Blumen war, deren Namen ich natürlich wieder nicht kenne, aber das kann man ja googeln ;)
Kurz bevor ich dann aber in Richtung Parkplatz fuhr, ging es rechts eine Straße weg, die zu einem weiteren Aussichtspunkt, dem Vista do Rei, führte und dieser kam mir von der Beschreibung meiner Tour schon bekannt vor. Ok also dort komm ich dann wohl zum Schluss entlang.
Am Parkplatz angekommen, musste ich mich doch erstmal orientieren, so ganz logisch war das dort nicht aber ich habe am Ende alles gefunden und so ging es los, 20km über den Kratergrat, bin ich gespannt. Zuerst passiert man ein sehr altes, sehr gut erhaltenes und super schönes Aquädukt bis der Weg dann doch langsam steiler wird. Oder steil - wie man es nimmt. Binnen kürzester Zeit war ich in den Wolken und habe rein gar nichts mehr gesehen. Dagegen ist Nebel nix. Der Weg war zudem nicht so besonders ausgeschildert, sodass ich oben am Pico da Cruz, der höchsten Erhebung mit 845m beinahe falsch gelaufen wäre. Gesehen habe ich auch für die nächste dreiviertel Stunde nicht wirklich viel. Bis auf den einen oder anderen Bruch in den Wolken ins Tal, welches zur Küste abfiel.
Doch dann, gut 1.5h nachdem ich gestartet bin, öffnete sich die Wolkenschicht und eine traumhafte Aussicht hinab auf die beiden Seen tat sich auf. Jetzt habe ich endlich das Ausmaß der steilen Hänge und des Wanderwegs bestaunen können. Da stand ich erstmal ein paar Minuten und habe alles in mich aufgesogen, unfassbar wie schön das aussah und das immer noch halb in den Wolken und ohne super tolles Licht… Also lief ich ziemlich schwungvoll weiter bis ich an einen kleinen Rastplatz kam, wo ich nach gut der Hälfte (so dachte ich zu dem Zeitpunkt) erstmal eine Essenspause eingelegt habe.
Und auch dort wieder, eine Wahnsinnsaussicht. Weiter ging es dann durch eher bewaldete Strecken den Grat nach unten, von wo aus Wanderstrecke Nummer 1 abzweigte, es geradeaus aber direkt zu Wanderweg Nummer 2 weiter ging. Dort stand dann tatsächlich erstmalig ein Schild mit einer Kilometeranzahl. Zugegeben konnte ich mir bei dem Terrain unter 5,7 km genauso wenig vorstellen, als hätte da nix gestanden aber es hat mich doch angespornt. Dachte ich zu dem Zeitpunkt noch, das schaff ich locker in einer Stunde…
Wäre eventuell auch gegangen, wären da nicht diese Anstiege. Nichtsdestotrotz ging es nach oben, ein wenig an der Straße entlang und dann weiter nach links auf den weiteren Grat zum Vista do Rei. Aber das ging doch nicht ganz so schnell, wie ich dachte, es ging nämlich mächtig bergauf. Aber der Aufstieg hat sich gelohnt, was für eine Aussicht auf die grünen Felder unterhalb des Grats und auf das Meer und auf die Seen, ach und überhaupt… Nach gut 1,5h hab ich dann auch endlich den besagten Aussichtspunkt erreicht, von dem ich wusste, dass es dann noch gut 4km zum Auto sind… 4km an der Straße entlang, der einzige Wermutstropfen des ganzen Wegs, ach ja und dass diese 4km komplett bergauf liefen, ich muss ja schließlich zurück zu den fast 800HM. Aber vorher habe ich mal noch eine Rast eingelegt und schmerzlich feststellen müssen, dass ich mein Wanderwegbier zuhause im Kühlschrank gelassen hatte und mich weiter mit stillem Wasser begnügen musste. Nun ja, irgendwas ist ja immer. Die letzten 4km sind nicht besonders erwähnenswert, außer dass ich tatsächlich ein paar Mal in Erwägung zog, doch per Anhalter zum Auto zu fahren…ich dann aber die Zähne zusammengebissen habe und nach sage und schreib 31037 Schritten und 21,6km ziemlich knülle aber super zufrieden am Auto ankam.
Als Belohnung gab es dann noch einen tollen Himmel auf der Heimfahrt und einen kleinen Konsum auf dem Weg, der mir noch eine Flasche Wein für den Feierabend verkaufte…
Nun aber genug der Worte…schaut euch das Spektakel lieber an…
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