Freitag, Mai 12

Nach dem Kulturschock aufs Land und in die Natur 

Eine Freundin von mir sagte mir mal: ich habe immer zwei Wochen gebraucht, mich an ein neues Land zu gewöhnen... dieses Mal, zum ersten Mal auf dieser Reise, kann ich das total nachvollziehen. Mein Auftakt in Ho Chi Minh war ja nun eher etwas kulturgeschockt... und auch in Can Tho brauchte ich noch ein wenig... seit ich aber die Mekong Tour gemacht habe und anschließend vier Tage in Chau Doc verbracht habe, bin ich angekommen, eigentlich blöd, dass es so schnell schon weiter ging... 


Die Busfahrt von Can Tho nach Chau Doc war relativ entspannt, das Unternehmen nannte sich futa express...wobei Express hier bedeutete, dass der Bus, in den ca 20 Leute passten, mit max. 50kmh über die Straße 'gefegt' ist. Daher auch die 3.5h Fahrzeit. Und man darf natürlich das Hupen nicht vergessen... ich bin mir sicher, dass hier am Ende der Recht hat, der die lauteste Hupe besitzt UND anwendet! :) jedenfalls lief alles prima und ich kam an meinem Ziel an, mit kostenlosem Shuttle vom Busbahnhof, der wirklich weit außerhalb liegt, in mein Hotel. Was mir sofort auffiel, auch nachdem ich aus dem klimatisierten Bus gestiegen bin: es waren ca 4-5 Grad kälter als in Can Tho. Also nur noch um die 30:) Ich hatte über TripAdvisor schon eine Tour gebucht und die Führerin, eine 42 jährige Vietnamesin namens San, hatte mir über email schon allerhand Tipps gegeben. Wo ich am besten und günstigsten essen kann, dass ich den Shuttle statt ein Taxi nehmen soll und immer gesagt, ich soll mich mit Fragen melden. 

Der erste Tag war dazu da, mich in der Stadt umzuschauen... gut, so viel gibts dort tatsächlich nicht
zu sehen, aber es gibt eine kleine schöne Promenade, einen ziemlich vollgepackten und großen überdachten Markt, auf dem es irgendwie alles zu geben scheint, von Klamotten über Drogerie Artikel bis hin zu getrocknetem, gesalzenen Fisch... und die Gerüche waren definitiv nix für den seichten Magen. Aber: ich als Tourist wurde von niemandem angesprochen, dass ich irgendwas kaufen soll. Eher war es so, dass ich überall merkwürdig beäugt oder ignoriert wurde. Am Anfang dachte ich noch, dass ich mir das einbilde, als dann San auf der Tour auch was dazu sagte, war mir klar, dass es ziemlich offensichtlich ist. Nun denn, ich bin also über den Markt am Fluss entlang und habe mir die zwei/ drei Sehenswürdigkeiten im Ort angeschaut, die es gibt, bevor ich eine Frühnachmittagspause in einem Kaffee eingelegt habe. Abends bin ich dann auf den grossen Platz gegangen und habe köstlichste Reisnudeln mit Seafood und Gemüse gegessen. Man war das lecker. Und das alles für unfassbare 1.80€ inklusive Getränk. 

Der nächste Tag war dann das eigentliche Highlight. Meine Tour startete 8 Uhr am Hotel. San holte mich mit dem Roller ab und dann ging es los, raus aus der Stadt und über tolle grüne Felder, die mit ganz jungem Reis bepflanzt waren. Ich bin immer wieder fasziniert, wie angenehm die Luft auf einem Roller ist. Wir sind also extrem kleine Straßen und Wege über Land gefahren, durch Orte, die nicht mal einen Namen haben, vorbei an Häusern, die bei uns nicht als Wohnung gelten würden. Wir haben arme und ärmste Menschen gesehen, Süßigkeiten für die Kids verteilt und wurden überall mit einem Lächeln begrüßt. Es war so unfassbar rührend, dass mir zwischendurch die Worte fehlten (und das will was heißen). San hat zu allem möglichen was erzählt und mir Vietnam, und die Gegend um Chau Doc so viel näher gebracht, als es sonst je möglich gewesen wäre.  



 


Dadurch dass gerade Nebensaison ist, war insgesamt wenig los, selbst im Hotel war ich zwei Nächte der einzige Gast. Und wahrscheinlich haben auch deshalb so viele Leute geschaut, wer ich bin und wieso ich auf nem Scooter mit einer Vietnamesin durch die ärmsten Ortschaften fahre, die es gibt. Jedenfalls sind wir nach einer Kaffee Pause und nem Obstsnack, es gab Mangosteen, Milkfruit und Lotuskeime, im Wald angekommen. 

Der Tra Su Forest ist ein Mangrovenwald, der durch den Mekong gespeist wird und eine riesige Fläche bildet, auf der allerhand einzigartige Tiere, hauptsächlich Vögel, zuhause sind. Jedenfalls sind wir angekommen, haben ein Boot gechartert und sind dann, es hat urplötzlich angefangen zu gießen, im strömenden Regen durch den Wald gefahren. Und das witzige ist ja, dass es bei über 30 Grad auch nicht wirklich abkühlt. San war super vorbereitet und holte Ponchos raus... life saver, denn sonst wären wir binnen Sekunden komplett durch gewesen. Aber das machte den ersten Teil der Fahrt auch zu was besonderem. Der Wald selbst ist so dicht bewachsen und unfassbar grün, dass sie z.T. Netze gespannt haben, um den Bewuchs etwas zur Seite zu schieben, dass die Boote durch fahren können, ohne was kaputt zu machen. Es war so friedlich und traumhaft und auch der Regen hat aufgehört, sodass dann auch Fotos bei raus kamen :) 

Weiter ging die Fahrt dann zu einer Familie, die auf ehemaligem kambodschanischen Terrain lebt, was heute zu Vietnam gehört. Sie stellen manuell Seidensarongs her. Dazu nehmen Sie die Seidenstränge und färben sie per Hand, in einem 3 wöchigen Prozess, sodass der Sarong am Ende ein schönes Muster bekommt. Das herstellen des Sarongs dauert dann nochmal 3 Wochen. Da habe ich mich kurz gefragt, wie diese Dinger dann so günstig sein können. Von dort aus kamen wir dann wieder auf die Hauptstraße wo wir dann am Sam Mountain anhielten und in einem Restaurant ein tolles Mittag hatten. Sie stellten uns allerhand Schalen und Teller hin und dann kam eine Art Tischgrill, auf dem wir Rindfleisch, Bittermelon und Zwiebeln gebraten haben. All das haben wir dann zusammen mit Reisnudeln, Gemüse und den tollsten Gewürz- und Salatblättern zu zu unseren eigenen springrolls gerollt. Meine Güte, ich wollte gar nicht aufhören. 




Nach dem Essen sind wir in den Tempel am Sam Mountain gegangen. Und dort lebten dann auch echt Mönche und überall war es so schön sauber und aufgeräumt und heilig. Wir haben eine kleine Meditationsübung und Gebetsrunde eingelegt und Räucherstäbchen angezündet und die tolle Aussicht auf das Land, den Mekong und Kambodscha genossen. Fühlte sich gut an :) zurück auf dem Scooter ging es für uns langsam zurück Richtung Chau Doc. San hat mir gesagt, sie kennt ein gutes Geschäft wo ich noch echten vietnamesischen Kaffee bekomme und hat mich dorthin gebracht. Nun ja, ich habe so viel gekauft, dass sie mir einen dieser tollen Kaffeefilter geschenkt haben :)) und nun riecht meine Tasche sooo gut nach Kaffee. Mit San habe ich mich so gut verstanden, dass sie sagte, sie würde sich abends nochmal melden, wenn sie keine Tour am nächsten Tag hat, würde sie noch einen Ausflug mit mir machen, ohne Bezahlung. Und das haben wir dann auch gemacht. Wir sind dazu morgens los gefahren, haben die Fähre auf eine Art Insel genommen und haben uns dort die Gegend angeschaut und sind in einer Seifenfabrik gelandet, wo in mühevoller Arbeit Seidenrollen hergestellt werden, die dann mit einer nur für die gegen typischen Farbe gefärbt wird. Diese wird aus irgendwelchen merkwürdigen Bäumen, bzw. den Beeren gewonnen und der ganze Färbprozess dauert um die 4 Wochen. Danach schlug San vor, dass wir abends nochmal auf den Sam Mountain fahren und den Sonnenuntergang anschauen. Gesagt getan, war zwar nicht super klar, aber die Landschaft von da oben traumhaft und weil es nich zeitig war, die Sonne geht ja schon 6 Uhr unter, sind wir am Lady Tempel noch vorbei und haben noch einen Touri Abstecher gemacht. Das war ein toller letzter Abend und San hat mir Vietnam als weiteres Abenteuer so toll gemacht, wie es nur ging. Danke dafür! 
Am nächsten Tag ging es dann mit dem Boot nach Kambodscha. Darauf war ich besonders gespannt. Die knapp 5h Tour ging den Mekong hinauf und man bekamt quasi am Fluss das Visum und musste durch die Passkontrolle. Schon eine echt merkwürdige Angelegenheit, trotzdem fetzig. Außerdem habe ich auf dem Boot Shea, eine Amerikanerin, kennengelernt und ganz viel Sonne abbekommen... Wasser und so...man lernt nie aus :)) 

Mehr aber zum Auftakt in Phnom Penh dann beim nächsten mal.... sonst dauert der Bericht noch länger und ihr bekommt erst in einer Woche was zu lesen. 









































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