Als ich von meinem Taucherlebnis zurück kam, machte sich die Familie und die neuen Gäste schon für die im Tempel stattfindende Zeremonie zurecht. Ich wollte natürlich auch mit und wurde direkt eingekleidet. Für westlichen Geschmack sah ich aus wie ein Kanarienvogel. Nichts passte zusammen, gepasst hat es auch nur so halb und es war furchtbar heiß unter dem Sarong. Meiner war keiner aus Baumwolle, was die Schwitzerei noch erhöhte. Hui, es lief überall.. aber lassen wir das :)
Für balinesische Augen sah ich wahrscheinlich ganz normal aus. Ich bin dann mit den beiden neuen Bewohnern, zwei Australiern, zum Tempel gegangen, wo eine traditionelle Tanzaufführung, in der auch Wayans Vater mit tanzte, aufgeführt wurde. Überall wurden Räucherstäbchen angezündet, Kinder rannten rum oder verfolgten ihre Verwandten beim Tanz, die Bewohner brachten Blumen als "offering"! Das habe ich mit den Australiern dann auch gemacht. Wir sind also direkt ins Herz des Tempels gegangen, wo ein Priester stand und holy water bei sich hatte. Sandy, die Australierin, wusste was zu tun ist und hat uns abgeleitet. Wir haben uns hingesetzt, ein Räucherstäbchen pro Person angezündet, welches durch den aufsteigenden Rauch die Verbindung nach oben zu den heiligen Mächten herstellte. Dieses legte man nach einem Innehalten und sich einen oder mehrere Wünsche und Ziele vor Augen zu halten, in eine Schale. Dann nahm man sich für jeden Wunsch einzeln eine Blume aus der Schale und hat die Energie fließen lassen. Das machte man entweder so lang, bis man mit seinen wünschen und Zielen fertig war oder (meistens) bis der Priester kam und holy Water über einen geträufelt hat. Eine Runde auf den Kopf, zwei runden in die Hände und dann nochmal was trinken. Schmeckte irgendwie gewürzt, ein bisschen wie Ingwer, kann aber auch die Metallkanne gewesen sein :) das war auf jeden Fall spannend und allein das Innere des Tempels, von dem man leider keine Fotos machen darf, war so schön anzuschauen. Überall standen Türme aus Obst in den tollsten Farben und an Sortenreichtum kaum zu übertreffen. Am liebsten hätte ich mir einen Turm mitgenommen. Das sah fantastisch aus.
Danach sind wir nochmal kurz zu den Tänzern, bevor wir zu dritt auf dem Roller heim gefahren sind. (Es war ein Weg von 400-500m aber man läuft nicht!) am nächsten Tag hatte ich noch Eigentor mit meinem Roller vor, der wollte ja genutzt werden. Morgens fragte ich Wayan noch nach einer Vulkantour und einer Möglichkeit, die von ihm angepriesene balinesische Massage, zu organisieren. Beides hat super problemlos geklappt. So habe ich mich morgens auf meine eigene kleine Erkundungstour gemacht.
Los ging es in Richtung Ubud, dann aber östlich Weg zum Goa Gajah Tempel, auch Elefantenhöhle genannt. Die Höhle wurde erst in den 20er Jahren entdeckt und ist wohl eine buddhistische Einsiedelei. Zudem wurden 1954 Brunnen und Wasserbecken auf dem Gelände entdeckt. Die Anlage sowie das Tal, in dem die Stätte lag, waren wirklich traumhaft schön. Wasser und Urwald und mittendrin Tempel und Höhlen. Hier habe ich von einer sehr alten Balinesin (natürlich gegen eine völlig freiwillige Spende) eine Segnung erhalten. Man beachte den Reis überall :)
Weiter ging es für mich dann nördlich, 18km eine kleine, zum Glück weniger befahrene Straße entlang, die sich wunderschön durch die Landschaft schlängelte, bis ich an meinem nächsten Ziel, Balis wichtigster antiker Stätte, Gunung Kawi, angekommen bin. Beim Parken habe ich Matthew, einen Backpacker aus England getroffen. Er war 2 Jahre in Australien und reist jetzt so lang rum, bis das Geld alle ist oder die Gesundheit nicht mit spielt. Jedenfalls haben wir uns dann die Anlage zusammen angeschaut. Es windet sich ein kleiner Pfad aus weg und Treppen in das Tal hinunter. Vorbei an kleinen Ständen, die Kokosnüsse und den üblichen Kram, wie Tücher, Holz und Schmuck verkauften. Rechts und links erstreckten sich in traumhaftem Grün Reisterrassen. Ein toller Anblick. Unten angekommen, kann man uralte Schreine (candi) bewundern und in einen uralten Höhlentrakt reinlaufen. Das war zugegeben ziemlich gruselig, aber trotzdem spannend. Auf dem Weg nach oben haben wir noch eine Kokosnuss getrunken, bevor jeder wieder seiner Wege gegangen ist. Solche Begegnungen machen diese Reise immer wieder besonders.
Da ich Fahrriehmen hatte, habe ich gesagt, ich mach die Runde voll und fahr nochmal an den bekannten Reisterrassen vorbei. Ich habe mir dazu einen Weg durch Wälder und kleine Dörfer, fernab der großen Straßen, rausgesucht. Ich habe gefühlt eine Ewigkeit gebraucht und war dann auch etwas spät dran für meine Massage am Abend, aber der Ausflug war es wert. So eine tolle Insel! Zurück in meiner Unterkunft, war die Masseuse schon da, machte auf der Terrasse alles zurecht für mich und dann habe ich eine tolle 1-stündige balinesische Massage im Freien bekommen. War das toll.
Abends war ich bei Wayans Schwester noch einmal essen, sie hat sich so gefreut, dass ich nochmal da war, dass sie mich beinahe gedrückt hat. :) und dann musste ich ins Bett, denn meine Vulkantour startete, und nun festhalten, 2:30 Uhr! Worauf habe ich mich da nur eingelassen.
Schlafen ging einigermaßen, aber wirklich erholsam wars nich. Nun gut, 2:15 aufgestanden, 2:30 wurde ich abgeholt. Ein Stück hinter Ubud war die "Sammelstelle", wo alle Wanderer in Autos verteilt wurden. Dort gab es auch Kaffee und Pancakes mit Banane drin. Das war super lecker, aber morgens um 3 Uhr war das etwas merkwürdig :) und dann ging es los, alle ins Auto und ins Gebirge fahren. Nach gefühlt 100 Kurven wusste ich nicht mehr wo wir eigentlich sind und da ich Wayan vorher auch nicht genau ausgefragt hatte, wusste ich ohnehin nicht genau, wohin es geht.
Nach einer guten Dreiviertel Stunde kamen wir an einem riesigen Parkplatz an, wo gefühlt 1000 andere Leute standen, die mit Taschenlampen ausgerüstet wurden, bevor es los ging. Gut, wir waren also nicht allein. Schade eigentlich :) los ging es dann mit einem kleinen Balinesen namens Gede. (Wie mein Tauchguide). Wir waren eine Gruppe von 6 Leuten, zwei aus Lettland (die ersten Letten, die ich im Ausland treffe), ein Kanadier und natürlich ein Pärchen aus Deutschland. Gede hat uns auf dem Weg allerhand zum Vulkan und den Gegebenheiten erzählt. Außerdem macht der die Tour täglich, bald hat er 1000 Besteigungen geschafft. Das ist mal echt krass. Jeden Tag 5 h wandern und blöde Touristen den Berg rauf schleppen, und dabei noch so gute Laune haben. Ich war echt beeindruckt von dem kleinen Mann. Sein Vater hat das auch schon gemacht und ich denke, man bekommt selten so viel Kondition. Aufgrund der vielen Leute (es waren keine 1000, aber gut 200) ging es zwischenzeitlich ziemlich langsam vorwärts. Es führt ein Weg rauf, der zum Teil in Rinnen, die sicher ausgetreten und vom Regen ausgespült sind, hoch, was überholen und schneller laufen unmöglich macht. Zumal natürlich wieder Leute unterwegs waren, die Sandalen, Ballerinas oder gar Kleidchen trugen. Nun gut, jeder wie es ihm gefällt, ich war dreimal froh meine Wanderschuhe zu tragen.
Nach gut 1h sah mal am Horizont schon ganz langsam rötliches Licht, da haben wir es eilig bekommen, denn genau das rot ist ja das, was so schön ist und wir wollten das nicht verpassen. Die Lettin war leider relativ unfit und hatte wohl keine richtige Lust, was uns ziemlich gebremst hat. Der Kanadier und ich sind dann auf den letzten Höhenmetern vor gelaufen. Oben angekommen, wurden wir dann mit einer Aussicht belohnt, die seinesgleichen sucht. Sowas hab ich bisher nur auf Teneriffa auf dem Teide erlebt. Unfassbar, was ein Sonnenaufgang auf einem Vulkan mit einem macht. Gede hat uns dann Matten hingelegt, dass wir sitzen konnten und dann merkten auch die leicht bekleideten, weshalb selbst die Guides lange Kleidung trugen. Da oben war es echt frisch. Und dann die Klamotten nass vom schwitzen, puh da wurde es echt kalt. Wir super vorbereiteten Deutschen hatten natürlich ein Wechselshirt und Pulli mit. Manchmal muss ich echt lachen, wie sehr sich die Stereotypen echt bewahrheiten, ob man will oder nicht. Gute der Kanadier hatte auch noch Sachen dabei,,, das beruhigte mich. Aber viele standen in ihren kurzen Seidenhösschen und Tops dort und haben anständig gefroren.
Aber genug dazu, der Ausblick: unfassbar. Der Himmel wechselte von schwarz zu rot, gemischt mit blau. Im Tal waren Nebelschwaden und der See unterhalb des Vulkans kam langsam zum Vorschein. So saßen wir da, Gede besorgte uns vom Gipfel einen Kaffee, das machte das ganze Spektakel perfekt. Ich meine, das hat ja auch jemand dort rauf getragen. Das "Frühstück" was wir bekommen haben unten bestand aus einer Scheibe Weißbrot, einer Banane und einem gekochten Ei. Ok, naja, es war fürs erste ok. Und dann kam die Sonne raus. Ein Spektakel. Da vergaß man tatsächlich, dass es kalt ist.
Als es dann hell wurde, gab es die nächste Überraschung. Überall saßen kleinen Affen, die sich über die Lunchpakete her machten und die Bananenreste rauspulten. Die haben sich gar nicht stören lassen. Zurück ging es dann einen längeren aber deutlich schöneren Weg durch Wälder, am See vorbei und durch kleine Siedlungen, auf denen die Bauern Chili und Zwiebeln anbauten. Zurück am Auto wurden wir wieder zurück gefahren, wobei natürlich erst noch ein Touristen stop an einer Kaffeeplantage gemacht werden musste. Eigentlich wollten alle nur schlafen und nicht noch Kaffee trinken :)
Gegen 11 war ich wieder zuhause und hab erstmal noch Frühstück von Wayans Mutter bekommen und dann hab ich auf der Terrasse Schlaf nachgeholt. Das war toll. Ein leichtes Lüftchen, der Hund bellte immer mal, der Hahn krähte und sonst bin ich einfach weggepennt.
Abends war ich mit Dani vom tauchen in Ubud zum Essen verabredet, was der perfekte Abschied von Bali war. Wir waren nochmal in dem tollen Restaurant, haben noch einen Cocktail getrunken und dann habe ich mir ein "taxi" gesucht, was am Ende ein Junge war, der für wenig Geld Leute mit seinem Roller (natürlich ohne Helm) fuhr. Ein wenig Bammel hatte ich, aber irgendwie hatte ich ein gutes Gefühl. Und es ist ja alles gut gegangen :))
Am Tag meiner Abreise hat mir Wayan noch angeboten, vorm Flughafen einen kleinen Ausflug in den Süden zu machen und einen Tempel an der Steilküste anzuschauen. Das Gebiet dort ist erst seit ein paar Jahrezehnten bewohnt. Es gilt als das trockenste in ganz Bali und früher konnte dort niemand wohnen, weil einfach viel zu trocken. Der Tempel war wirklich toll und ich froh, dass wir das noch gemacht haben... ja und dann saß ich im Flieger nach Vietnam. Fühlte sich komisch an, denn Bali war einfach so toll und ich war dort so sehr angekommen, dass es schwer fiel, die Insel und Indonesien zu verlassen. Ich komme auf jeden Fall zurück!
Suksma Bali, it's been a pleasure.
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